LOTHAR KRÜLL
Lothar Krülls Materialien als Bildhauer sind unter anderem Kunststoffe: Polyester, Polyurethan, auch Glasfaser und Silikon. Das Thema seiner skulpturalen Arbeit ist die Sichtbarmachung unseres Umgangs mit der Natur in unserem hoch technisierten Zeitalter. Dazu konfrontiert er industrielle Formelemente mit natürlichen und entwickelt daraus neue eigenständige künstlerische Arbeiten, mit denen er auf den Umgang mit der Natur in unserem heutigen Zeitalter der Technisierung hinweist.
Krüll möchte mit seinen Arbeiten die Wahrnehmung des Betrachters hinsichtlich des Umgangs mit der Natur schärfen und ihn sensibilisieren. Ein Beispiel ist die Arbeit "Weintraube Rosé" aus dem Jahr 2015. Auf den ersten Blick hängen flaschenförmige Einzelskulpturen kopfüber wie eine Traube zusammen. Die Farbe variiert von einem kräftigen Rot zu einem transparenten Rosé, um schließlich in einem fast durchsichtigen Grün- oder Beigeton zu enden. Die technische Form der Flasche, die wir hier vielleicht noch mit dem "Naturprodukt" des
Weins in Verbindung bringen, wird kurzerhand umgestaltet zum eigentlichen Ausgangsprodukt, der Weintraube.
Was hier in der Gestaltung aufgezeigt wird, ist ein Prozess, der beim Konsumenten mittlerweile oft in Vergessenheit geraten ist. Erinnerung und Wahrnehmung des Produktes laufen auseinander. Was ist in der Natur notwendig, um eine Weintraube zu erhalten, die als Ausgangspunkt für die Verarbeitung zum Wein geeignet erscheint? Und wie sieht die spätere komplizierte (industrielle) Verarbeitung dieses Naturproduktes aus, um letztendlich eine Flasche Rosé auf den Tisch zu bekommen? Was verändert der Mensch in der Natur, um zu dem Produkt zu gelangen, das wir nur noch mit dem technisierten Gegenstand der Flasche verbinden?
Vielleicht sind Krülls Konservendosen hierfür das prägnanteste Beispiel für die Verschmelzung von Natur- und Industrieform. Welche Obst- und Gemüsevarianten gibt es nicht in Konservendosen? Doch äußerlich sehen alle Dosen gleich aus.
Lothar Krüll kehrt die Vereinheitlichung skulptural um, indem er die Konservendose transparent darstellt, den Inhalt als Negativ wieder sichtbar macht und dazu das eigentliche Ausgangsprodukt gleich noch neben der Dose platziert.
Bei seinen Arbeiten spielt die Farbe immer eine besondere Rolle. Dank der modernen Kunststoffe kann Lothar Krüll die beiden Themen Skulptur und Farbe in seinem Werk vereinen. Die Beimischung von Farbpigmenten ermöglicht es ihm, seine Arbeiten in Farbe erstrahlen zu lassen, oder dezent Farbnuancen aufzuzeigen bzw. transparente oder transluzente Skulpturen zu erschaffen, die unterschiedlichste Farbtöne widerspiegeln. Die Kombination von Farbe und Skulptur ist ein Dauerthema in der Kunst. Von den einen gänzlich abgelehnt, von anderen begrüßt, ist es ein Weg, Bildhauerei und Malerei zusammenzuführen.
Andreas Beumers, Kunsthistoriker
Lothar Krüll ist Bildhauer.
Seit 1994 leitet er die Kunststoffwerkstatt der Kunstakademie Düsseldorf.
Lebt und arbeitet in Korschenbroich.
Kontakt: lothar.kruell(@)kunstakademie-duesseldorf(.)de
Fotos: Christoph Maas (1), Oliver Blum (2,3)
Portrait: Bernhard Kucken
Biografie
Jahr | Text |
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2000 | Gastatelier in Ein Hod, Israel |
seit 1994 | Lehrauftrag für besondere Aufgaben an der Kunstakademie Düsseldorf |
1990 | Meisterschüler von Prof. Tony Cragg |
1980-90 | Studium an der Kunstakademie Düsseldorf |
1959 | geboren in Kerpen |
Ausstellungen / Auswahl
Jahr | Text |
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2020 | "Über den Abstand", Galerie Art Engert, Eschweiler |
2015 | Galerie Kunstraum 10, Mönchengladbach |
2014 | BBK Kunstforum, Düsseldorf |
2013 | Früchte der Arbeit, EOn Avacon, Lüneburg |
2006 | Galerie Fellner von Feldegg, Krefeld |
2002 | "Art fair", Köln |
2001 | "Blickachsen 3", Galerie Scheffel, Bad Homburg v.d.H. |
2000 | Art Brussels, Brüssel |
1999 | Galerie Voss, Düsseldorf |
1998 | "Plastik aus Plastik", Städtische Galerie |
1990 | Thomas Backhauß Galerie, Düsseldorf |
1989 | "Junger Westen", Kunsthalle Recklinghausen |